Sonntag, 15. Juli 2012
Das Mittelalter ist modern - in der heutigen Zeit
grimboldtt, 03:42h
Der folgende Beitrag, ursprünglich gepostet im Info-Bereich von www.dunkel-zonen.de, spiegelt einen Teil meiner Interessen wieder und erwähnt mich sogar mit meinem Musikvideo Pestis Medicus, weswegen ich ihn auch in mein Blog aufnehmen möchte.
So dann...
Kaum eine vergangene Epoche ist derzeit so angesagt wie das Mittelalter! Man findet alljährliche Ritterfeste und Mittelaltermärkte, Rollenspiel-Events und manches mehr!
Wieso??
Eigentlich ist das ganz einfach, aber wie so oft, gibt es nicht nur eine Begründung.
Die heutige Zeit ist schnell und kompliziert geworden, voller Technik, Chaos und Unverständnis. Mittelalterliche Veranstaltungen bieten dagegen nicht zuletzt ein wenig Entspannung, Zeitreise und Fluchtmöglichkeit vom schnöden oder gehetzten Alltag.
*1)
Auf den Festen und Märkten erhält man, neben Speis' und Trank, Unterhaltung für Groß und Klein, Musik aus alten Instrumenten, auch Einblicke in, mal mehr mal weniger, authentische Gewandungen sowie die "Technik" von einst.
*3)
noch anstehende Verbindung einiger Tausend Ringe miteinander, wie lange er denn noch daran sitzen sollte, wenn man ihm keine Zange zugestände :.)
Moral in diesen Tagen wird nicht selten mit Füßen getreten und Respekt geht zusehends verloren.
Gern besinnt man sich alter Werte, die früher bedeutsam schienen und Ritterlichkeit symbolisieren - die Minnesänger besingen das. Auch wenn Kenntnis darüber besteht, dass im Mittelalter auch viel "Schindluder" betrieben wurde, scheinen die ritterlichen Tugenden verstärkt durchzuscheinen:
Mut und Tapferkeit (im Kampf),
Treue (gegenüber König oder Lehnsherr),
Würde und Ehre,
Demut und Enthaltsamkeit,
Anstand und Höflichkeit (letzteres hatte übrigens seinen Ursprung im respektvollen Umgang miteinander zu Hofe, da Ritter nun mal Adlige waren und am Hof verkehrten).
*6)
Ein derzeit häufig zitiertes Motto lautet: "Back to the roots" - zurück zu den Wurzeln/ zu den Anfängen!
Dazu zählen auch Schlichtheit, Übersichtlich- und Überschaubarkeit in sämtlichen Lebenslagen.
Hatte man kein Feuer, war es kalt und nachts dunkel - das ist etwas Handfestes. Ähnlich verhält es sich mit einem Schwert, als geschmiedete Stich- und Hiebwaffe und Bogen oder Armbrust, die auf Mechanik basierende Fernwaffen sind. Versteht jeder, wohingegen ferngesteuerte Dronen oder Weltraumstationen wissenschaftliche Höchstleistungen abverlangen, mal ganz abgesehen vom fiktiven Warp-Antrieb eines Raumschiffes. Das heißt nicht, dass Letztere nicht interessant wären, aber sie sind für viele zu kompliziert und nicht nachvollziehbar. Jeder, der einen Computer besitzt, sieht sich hin und wieder vor ungelösten Rätseln stehend, was das Gerät da eigentlich macht - die heutige Zauberei :.)
Früher war alles Unverständliche Zauberei, Teufels- oder Hexenwerk. Damit macht man sich eine Erklärung zwar einfach, aber es entsprach eben genau der damaligen Mentalität der Allgemeinheit! Und so kommen wir zu einem weiteren faszinierenden Bereich. Dem Glauben, der Inquisition und der Hexenverfolgung, wofür die damalige Kirche im Wesentlichen für eines der schwärzesten Kapitel der Menschheit sorgte und dennoch auch genügend schaurigen Stoff für zahlreiche heutige Produktionen bot - teils aus Unwissenheit, teils aus Machtmissbrauch und perverser Intention.
Dann gab es noch die großen Seuchen und Krankheiten, wie z. B.:
- die Pest (in ihren Haupterscheinungsformen: Beulen- und Lungenpest)
- Lepra (auch Aussatz genannt, da Erkrankte oft "ausgesetzt" - außerhalb des Dorfes - leben mussten)
- Syphilis (heutzutage hinlänglich als Geschlechtskrankheit bekannt)
- Rote Ruhr (eine bakterielle und parasitäre Darm-/ Durchfallerkrankung)
- Antoniusfeuer (eine durch Pilzbefall des Getreides verursachte Vergiftung).
Sie dezimierten so zahlreich die Menschheit, wie es kaum die Kriege konnten. Auch hier wurde unwissenderweise die Erklärung im Zorn Gottes gefunden, statt in mangelnder Hygiene, Verhütung oder direkter und indirekter Ansteckung. So ist es nicht verwunderlich, dass eine effektive Bekämpfung ausblieb und wir noch derart grausig von den schaurigen Überlieferungen der damaligen Begebenheiten zehren. Wenn man vom Wunsch eines Lebens zu mittelalterlicher Zeit spricht, schließt man derlei Umstände und damalige Lebenserwartungen natürlich aus :.)
Hier ein Beispiel aus Grimboldtts audiovisueller Schaffenskunst, namens Pestis Medicus
Im Groben umfasst das Mittelalter (untergliedert in Früh-, Hoch- und Spätmittelalter) die Zeit von ca. 500 n. Chr. bis 1500 n. Chr., was eine enorme Zeitspanne umschließt und es existieren viele Überbleibsel und Überlieferungen, die große Teile des damaligen Lebens evtl. nachvollziehbarer schildern, als es vielleicht von antiken Kulturen der Fall ist. Außerdem ist aus europäischer Sicht wohl mehr Bezug zum europäischen Mittelalter gegeben, als zu den vorchristlichen Hochkulturen auf anderen Kontinenten. Und trotzdem birgt das Mittelalter noch genügend Ungeklärtes und bewahrt sich so manches Geheimnis, was die Faszination für uns nur weiter vorantreibt.
Der Bereich Fantasy, basierend auf Mythen, Sagen und Legenden (mit verschiedensten Fabelwesen und Rassen, wie Goblins, Orks, Trolle, Elben, Zwerge, Kobolde, Halblinge, Drachen, aber auch tapferen Rittern und Helden), wie ihn z. B. J. R. R. Tolkien umfassend beschrieb und erfand (sogar unter Berücksichtigung eigener Zeitrechnungen, Vorgeschichten und Sprachen), harmoniert in großem Maße mit den Umständen und Gegebenheiten der mittelalterlichen Zeit. Man könnte grob sagen, Fantasy ist das Mittelalter um Fabelgestalten ergänzt. Daher verwundert es nicht, wenn auf Ritterfesten auch Drachen erlegt werden oder auf Fantasy-Rollenspiel-Veranstaltungen (beispielsweise beim alljährlichen Mythodea-Event) unzählige Ritter in Rüstungen und Kettenhemden auftauchen. Das gehört einfach zusammen!
Das soll der einleitenden Worte für die fantasy-mittelalterliche Info-Zone genügen. Weitere Beiträge werden folgen...
Bild-Quellennachweise:
*1) Hämeenlinna Medieval Market 2009 - Wander- und Spazierstöcke - von Anneli Salo (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
*2) Gaukler "Narrenkai" vom Kreuz und quer Spectaculum 2004 - [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
*3) Musiker im mittelalterlichen Stil - von Mo (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-2.5], via Wikimedia Commons
*4) Seiler vom Turku Medieval Market 2005 - von Samuli Lintula (Eigenes Werk) [CC-BY-2.5 or CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons
*5) Kettenhemd-Knüpftechnik 6 in 1 unvernietet [gemeinfrei], via Wikimedia Commons
*6) LARP - Große Turney 2005 - Foto von Ralf Hüls, via Wikimedia Commons
Vielen Dank an www.dunkel-zonen.de für die Erwähnung meines Musikvideos und die Erlaubnis, den Beitrag im Grim-Blog posten zu können.
Dunkle Grüße \m/
Grimboldtt
So dann...
Kaum eine vergangene Epoche ist derzeit so angesagt wie das Mittelalter! Man findet alljährliche Ritterfeste und Mittelaltermärkte, Rollenspiel-Events und manches mehr!
Wieso??
Eigentlich ist das ganz einfach, aber wie so oft, gibt es nicht nur eine Begründung.
Die heutige Zeit ist schnell und kompliziert geworden, voller Technik, Chaos und Unverständnis. Mittelalterliche Veranstaltungen bieten dagegen nicht zuletzt ein wenig Entspannung, Zeitreise und Fluchtmöglichkeit vom schnöden oder gehetzten Alltag.
*1)
Auf den Festen und Märkten erhält man, neben Speis' und Trank, Unterhaltung für Groß und Klein, Musik aus alten Instrumenten, auch Einblicke in, mal mehr mal weniger, authentische Gewandungen sowie die "Technik" von einst.
*2)
Diverse Mannen und Mägde imitieren die rustikalen Handwerkszünfte (z. B. Seiler, Schnitzer, Korbflechter, Töpfer, Schmied, obwohl letzterer zum Knüpfen eines Kettenhemdes schon mal eine aktuelle Zange zur Hand hatte. Einem Besucher, der ihn mahnte, dass es damals so etwas aber nicht gegeben hätte, entgegnete der Schmied, in Aussicht auf die*3)
noch anstehende Verbindung einiger Tausend Ringe miteinander, wie lange er denn noch daran sitzen sollte, wenn man ihm keine Zange zugestände :.)
*4)
*5)
Moral in diesen Tagen wird nicht selten mit Füßen getreten und Respekt geht zusehends verloren.
Gern besinnt man sich alter Werte, die früher bedeutsam schienen und Ritterlichkeit symbolisieren - die Minnesänger besingen das. Auch wenn Kenntnis darüber besteht, dass im Mittelalter auch viel "Schindluder" betrieben wurde, scheinen die ritterlichen Tugenden verstärkt durchzuscheinen:
Mut und Tapferkeit (im Kampf),
Treue (gegenüber König oder Lehnsherr),
Würde und Ehre,
Demut und Enthaltsamkeit,
Anstand und Höflichkeit (letzteres hatte übrigens seinen Ursprung im respektvollen Umgang miteinander zu Hofe, da Ritter nun mal Adlige waren und am Hof verkehrten).
Ein derzeit häufig zitiertes Motto lautet: "Back to the roots" - zurück zu den Wurzeln/ zu den Anfängen!
Dazu zählen auch Schlichtheit, Übersichtlich- und Überschaubarkeit in sämtlichen Lebenslagen.
Hatte man kein Feuer, war es kalt und nachts dunkel - das ist etwas Handfestes. Ähnlich verhält es sich mit einem Schwert, als geschmiedete Stich- und Hiebwaffe und Bogen oder Armbrust, die auf Mechanik basierende Fernwaffen sind. Versteht jeder, wohingegen ferngesteuerte Dronen oder Weltraumstationen wissenschaftliche Höchstleistungen abverlangen, mal ganz abgesehen vom fiktiven Warp-Antrieb eines Raumschiffes. Das heißt nicht, dass Letztere nicht interessant wären, aber sie sind für viele zu kompliziert und nicht nachvollziehbar. Jeder, der einen Computer besitzt, sieht sich hin und wieder vor ungelösten Rätseln stehend, was das Gerät da eigentlich macht - die heutige Zauberei :.)
Früher war alles Unverständliche Zauberei, Teufels- oder Hexenwerk. Damit macht man sich eine Erklärung zwar einfach, aber es entsprach eben genau der damaligen Mentalität der Allgemeinheit! Und so kommen wir zu einem weiteren faszinierenden Bereich. Dem Glauben, der Inquisition und der Hexenverfolgung, wofür die damalige Kirche im Wesentlichen für eines der schwärzesten Kapitel der Menschheit sorgte und dennoch auch genügend schaurigen Stoff für zahlreiche heutige Produktionen bot - teils aus Unwissenheit, teils aus Machtmissbrauch und perverser Intention.
Dann gab es noch die großen Seuchen und Krankheiten, wie z. B.:
- die Pest (in ihren Haupterscheinungsformen: Beulen- und Lungenpest)
- Lepra (auch Aussatz genannt, da Erkrankte oft "ausgesetzt" - außerhalb des Dorfes - leben mussten)
- Syphilis (heutzutage hinlänglich als Geschlechtskrankheit bekannt)
- Rote Ruhr (eine bakterielle und parasitäre Darm-/ Durchfallerkrankung)
- Antoniusfeuer (eine durch Pilzbefall des Getreides verursachte Vergiftung).
Sie dezimierten so zahlreich die Menschheit, wie es kaum die Kriege konnten. Auch hier wurde unwissenderweise die Erklärung im Zorn Gottes gefunden, statt in mangelnder Hygiene, Verhütung oder direkter und indirekter Ansteckung. So ist es nicht verwunderlich, dass eine effektive Bekämpfung ausblieb und wir noch derart grausig von den schaurigen Überlieferungen der damaligen Begebenheiten zehren. Wenn man vom Wunsch eines Lebens zu mittelalterlicher Zeit spricht, schließt man derlei Umstände und damalige Lebenserwartungen natürlich aus :.)
Hier ein Beispiel aus Grimboldtts audiovisueller Schaffenskunst, namens Pestis Medicus
Im Groben umfasst das Mittelalter (untergliedert in Früh-, Hoch- und Spätmittelalter) die Zeit von ca. 500 n. Chr. bis 1500 n. Chr., was eine enorme Zeitspanne umschließt und es existieren viele Überbleibsel und Überlieferungen, die große Teile des damaligen Lebens evtl. nachvollziehbarer schildern, als es vielleicht von antiken Kulturen der Fall ist. Außerdem ist aus europäischer Sicht wohl mehr Bezug zum europäischen Mittelalter gegeben, als zu den vorchristlichen Hochkulturen auf anderen Kontinenten. Und trotzdem birgt das Mittelalter noch genügend Ungeklärtes und bewahrt sich so manches Geheimnis, was die Faszination für uns nur weiter vorantreibt.
Der Bereich Fantasy, basierend auf Mythen, Sagen und Legenden (mit verschiedensten Fabelwesen und Rassen, wie Goblins, Orks, Trolle, Elben, Zwerge, Kobolde, Halblinge, Drachen, aber auch tapferen Rittern und Helden), wie ihn z. B. J. R. R. Tolkien umfassend beschrieb und erfand (sogar unter Berücksichtigung eigener Zeitrechnungen, Vorgeschichten und Sprachen), harmoniert in großem Maße mit den Umständen und Gegebenheiten der mittelalterlichen Zeit. Man könnte grob sagen, Fantasy ist das Mittelalter um Fabelgestalten ergänzt. Daher verwundert es nicht, wenn auf Ritterfesten auch Drachen erlegt werden oder auf Fantasy-Rollenspiel-Veranstaltungen (beispielsweise beim alljährlichen Mythodea-Event) unzählige Ritter in Rüstungen und Kettenhemden auftauchen. Das gehört einfach zusammen!
Das soll der einleitenden Worte für die fantasy-mittelalterliche Info-Zone genügen. Weitere Beiträge werden folgen...
Bild-Quellennachweise:
*1) Hämeenlinna Medieval Market 2009 - Wander- und Spazierstöcke - von Anneli Salo (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
*2) Gaukler "Narrenkai" vom Kreuz und quer Spectaculum 2004 - [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
*3) Musiker im mittelalterlichen Stil - von Mo (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-2.5], via Wikimedia Commons
*4) Seiler vom Turku Medieval Market 2005 - von Samuli Lintula (Eigenes Werk) [CC-BY-2.5 or CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons
*5) Kettenhemd-Knüpftechnik 6 in 1 unvernietet [gemeinfrei], via Wikimedia Commons
*6) LARP - Große Turney 2005 - Foto von Ralf Hüls, via Wikimedia Commons
Vielen Dank an www.dunkel-zonen.de für die Erwähnung meines Musikvideos und die Erlaubnis, den Beitrag im Grim-Blog posten zu können.
Dunkle Grüße \m/
Grimboldtt
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